Hausgemeinde - Hauskirche - Einfache Kirche - Einfache Gemeinde - Organische Gemeinde - Herzensgemeinschaft - Ecclesia Oikos
Samstag, 23. September 2006
Was macht die Hausgemeinde zur Hausgemeinde?

Ist es das kleine Treffen, von nicht mehr als 12 oder 15 Leuten, was eine Gemeinde zu einer wahren Hausgemeinde macht? Oder ist das wichtigste Merkmal einer Hausgemeinde die Abwesenheit eines Pastors, oder die Tatsache, dass es keine gottesdienstliche Ordnung gibt? Vielleicht ist es ja mehr der gemeinsame Entschluß, nicht so sein zu wollen, wie die herkömmlichen Kirchen und Gemeinden?
Natürlich gäbe es noch viele wichtige Merkmale, die man aufzuzählen könnte, um eine Hausgemeinde zu charakterisieren. Es ist schwer, einen Katlog von typischen Merkmalen zusammenzustellen. In Wirklichkeit sind Hausgemeinden, oder Hauskirchen sehr verschieden voneinander und wer einige davon kennengelenrt hat, wird gemerkt haben, dass sie so verschieden sein können, wie wir Menschen es selbst sind.

Neil Cole, oder war es ein anderer Amerikaner, prägte den Begriff der „DNA der Hausgemeinde“. Das D (devine truth) steht für die göttliche Wahrheit, die wir in unserem Glaubensbekenntnis ausddrücken, bzw. die wir mit der Bibel haben. Das N (nurturing) steht für die intensive Beziehungspflege, die vorhanden sein muß und das A (apostolic mission) für die apostolische Leidenschaft ihrer Mitglieder, d. h. für das starke Bewußtsein, „wir haben eine Sendung, wir wollen uns reproduzieren“. So habe ich es jedenfalls verstanden.

Wenn ich mich mal nur auf das „N“ konzentriere, dann gibt es da schon wesentliche Merkmale, die zur Hausgemeinde gehören, bzw. sich am besten in einer Hausgemeinde, wegen seiner Überschaubarkeit, verwirklichen lassen.
Es sind die sogenannten „Einanders“ - vielleicht sind sie uns hier oder da schon mal aufgefallen.Insgesamt habe ich im Neuen Testament 60 davon gefunden, sie zeigen das volle Programm der Gemeinschaft „koinonia“, von der die ersten Hausgemeinden geprägt waren, ich wünsche mir, dass es bei uns auch so aussieht:

- haltet Frieden untereinander (Mk 9,50)
- murrt nicht untereinander (Joh. 6,43)
- wascht euch einander die Füße (Joh. 13,14)
- liebt einander (Joh.13,34 /Joh. 13,35 / Joh. 15,12 / Joh. 15,17 / Röm. 13,8 / 1 Thes. 3,12/
1 Thes. 4,9 / 1 Pt. 1,22 /1 Joh. 3,11 /1 Joh. 3,23 / 1 Joh. 4,7.11 / 1 Joh. 4,12 / 2 Joh. 1,5)
- seid Glieder voneinander (Röm. 12,5 / Eph. 4,25)
- geht in Ehrerbietung einer dem anderen voran (Röm.12, 10)
- in der Bruderliebe sind herzlich zueinander (Röm. 12,16)
- seid gleich gesinnt gegeneinander (Röm. 12,16 / Röm. 15,5)
- richtet nicht mehr einander (Röm. 14,13)
- nehmt einander auf (Röm. 15,7)
- grüßt einander mit heiligem Kuss (Röm. 16,16 /1 Kor. 16,20 / 2 Kor. 13,12 /1 Pt.14)
- habt nicht Rechtshändel miteinander (1 Kor. 6,7)
- wartet aufeinander (1 Kor. 11,33)
- habt dieselbe Sorge füreinander.1 Kor. 12,25
- in eurer Sprache redet zu zweien oder höchstens zu dreien und nacheinander (1 Kor. 14,27)
- dient einander durch die Liebe (Gal. 5,13)
- ertragt einander in Liebe (Eph. 4,2)
- vergebt einander (Eph. 4,32)
- redet zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern (Eph. 5,19)
- ordnet euch einander unter in der Furcht Christi (Eph. 5,21)
- beißt und fresst einander nicht (Gal. 5,15)
- lasst uns nicht einander herausfordern (Gal. 5,26)
- und beneidet nicht einander (Gal. 5,26)
- belügt einander nicht (Kol. 3,9)
- ertragt einander (Kol. 3,13)
- ermuntert nun einander (1 Thes. 4,18 / Heb. 3,13 / Heb. 10,25 )
- ermahnt einander (1 Thes. 5,11 / Röm. 15,14)
- erbaut einer den anderen (1 Thes. 5,11)
- haltet Frieden untereinander (1Thes. 5,13)
- strebt allezeit nach dem Guten gegeneinander 1 Thes. 5,15
- die Liebe jedes einzelnen soll gegeneinander zunehmen (2 Thes. 1,3)
- lasst uns aufeinander Acht haben (Heb.10,24)
- redet nicht Übles gegeneinander (Jak. 4,11)
- seufzt nicht gegeneinander (Jak. 5,9)
- bekennt nun einander die Vergehungen (Jak. 5,16)
- betet füreinander (Jak. 5,16)
- habt untereinander eine anhaltende Liebe (1 Pt. 4,8)
- seid gastfrei gegeneinander ohne Murren (1 Pt. 4,9)
- dient einander mit eurer Gnadengabe (1 Pt .4, 10)
- umkleidet euch [im Umgang] miteinander mit Demut (1 Pt .5, 5)
- habt Gemeinschaft miteinander (1 Joh.1,7)
- seid miteinander Nachahmer (Phil. 3,17)

Die „Einanders“ - 60 x – Nurturing in der HG

zusammengestellt von Richard Schutty

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Sonntag, 27. August 2006
Gemeinde ohne mauer

Teil 7 (letzter Teil) Gott selbst in ihrer Mitte

Die Apostel begannen zu dieser Zeit (nach Pfingsten), gedrängt durch den Heiligen Geist, einen mobilen Einsatz. Sie zirkulierten von einem Ort zum anderen und versahen unter mindestens 1000 Hausgemeinden einen wichtigen Dienst. Sie waren wie der natürliche Blutkreislauf eines großen Organismuses, der die einzelnen Organe mit den nötigen Nährstoffen versorgte. Es war ihre Aufgabe, die apostolische und prophetische Lehre, auf der Grundlage der Reden Jesu, in die kleinen Gruppen hineinzutragen. In den Häöusern bot sich die Gelegenheit, im Rede- und Antwortstil nicht nur die Glaubensgrundlagen zu lehren, sondern auch wichtige Themen des älltäglichen Lebens anzusprechen. Diese Kreise eigneten sich auch besonders für das  intensive und anhaltende  gemeinsame Gebet um bestimmte Anliegen. In Apg.12 lesen wir die Geschichte, von Petrus, der von Herodes gefangen genommen wurde. Die ganze Gemeinde begann intensiv für seine Freilassung zu beten. Gott tat schließlich ein Wunder und schickte einen Engel, der Petrus befreite und herausführte. Dieser kam dann an das Haus der Maria, der Mutter des Johannes Markus, wo sie versammelt waren und für Petrus beteten. Das Haus der Maria war nur ein Haus von vielen, wo die Gemeinde sich versammelte, um in dieser Bedrängnis zu Gott zu beten. 
 
Wie selbstverständlich bediente sich die junge Gemeinde der traditionellen Strukturen der jüdischen Kultur und füllte sie mit neuem explosivem Leben in ungeahnter Dynamik. Das Einmalige und  Neue war, dass sie "ein Herz und eine Seele" waren (Apg.4,32a). Sie pflegten eine Lebensgemeinschaft, die in dieser Art noch nie dagewesen war. Die Liebe Gottes, die durch den Heiligen Geist in ihre Herzen ausgegossen war, bestimmte den neuen Rhythmus ihrer Gemeinschaft, in der Worte und Werke aufeinander abgestimmt waren, dem anderen zu dienen und zu helfen. Es heißt: "... und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam" (Apg.4,32b). Wenn hier von Gütergemeinschaft die Rede ist, so beruhte sie keineswegs darauf, dass sie von den Aposteln organisiert oder bestimmt wurde. Nein, vielmehr gab jeder, wie er wollte, freiwillig von seinem Eigentum an die Gemeinschaft. Da sie das nahe Ende und die Wiederkunft Jesu noch zu ihrer Lebenszeit erwarteten, wurden soziale Verhältnisse und Besitztümer nebensächlich.

Und Gott selbst in ihrer Mitte
Die neugeborenen Mitglieder der Familie Gottes, des neuen Bundesvolkes erinnerten sich an die Verheißungen Jesu: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen ver-sammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.“ Die Jünger mußten auch weiterhin nicht ohne Jesus Christus auskommen. Gemäß seiner Worte war er unter ihnen und sie gedach-ten auch daran, dass Jesus den Tröster verheißen hatte, den Heiligen Geist, der jetzt auf sie gekommen war. Von ihm sagte Jesus, er werde sie in alle Wahrheit leiten, er werde dem, was von selbst komme, nehmen und ihnen geben. Und er würde sie an alles erinnern, was er gesagt hatte. Genau das erlebten sie jetzt ganz konkret. Die neue Gemeinde war geboren mit Gott selbst in ihrer Mitte. Damit erfüllte sich auch die Verheißung aus Sacharja, wo Gott keine Mauer wollte, sondern selbst die Mauer um sie herum sein wollte und er selbst in ihrer Mitte Wohnung wohnen wollte.

(mit Auszügen aus „Die frühe Kirche, die erste Gemeinde“, Richard Schutty)

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Donnerstag, 10. August 2006
Gemeinde ohne mauer

Teil 6 Gemeindeleben auf zwei Standbeinen

Das Leben der neu entstandenen Gemeinde entwickelte sich in zwei Bereichen. In Apg 5,42 heißt es: "und sie hörten nicht auf, jeden Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und Jesus als den Christus zu verkündigen". Auf ganz natürliche und ungeplante Weise entwickelte der Heilige Geist eine Strategie, die der jungen Gemeinde zum optimalen Wachstum verhalf.
Da die neuen Christen in Jerusalem fast ausschließlich aus dem Judentum kamen und Jesu Kommen zunächst für die Juden geschah, war es nur folgerichtig, das neue göttliche Leben auch im Tempel, dem alten „Hause Gottes“, und in der Synagoge zu pflegen. Niemand dacht damals an die Entstehung oder Gründung einer neuen Glaubensgemeinschaft und eine eigenständige, vom Judentum abgegrenzte Identität war noch nicht in der Vorstellung der ersten Christen. Zusammen mit allen anderen Juden und Gottesfürchtigen widmeten sie sich dem Gebet, dem Gesang, der Schriftlesung, der Lehre und der Predigt. Nach dem Vorbild Jesu nutzten sie jede Gelegenheit, im Freien, im Tempel und in der Synagoge das Reiches Gottes zu verkündigen und Kranke zu heilen. Täglich kamen sie auch in der Säulenhalle Salomons zusammen und wurden von vielen Neugierigen und aufrichtigen Gottsuchern umringt. Sie identifizierten ihre Verbundenheit als Gemeinschaft nicht mit einem kirchlich- sakralen Gebäude, sondern nutzten einfach die Orte und Räumlichkeiten, die ihnen für die spezifischen Anliegen am besten erschienen.

In Apg.5,12 heißt es: "Aber auch durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volk; und sie waren alle einmütig in der Säulenhalle Salomos". Die Jünger hatten keine Scheu, das Gemeindeleben und die Kraft des neu empfangenen Heiligen Geistes überall auszuleben. Die öffentlichen Zusammenkünfte waren Gebetsversammlungen, Lehrveranstaltungen und auch evangelistische Ereignisse, an denen viele Menschen teilnahmen. Trotz Verbote, Gefangennahme und Bestrafungen ließen sich die Apostel nicht zurückhalten, weiterhin im Tempel, in der Synagoge und in den umliegenden Straßen und Gassen die frohe Botschaft zu verkündigen (Apg.2-4). Für die neue Art der Gemeinschaft im Heiligen Geist (koinonia) mit allen wiedergeborenen Gläubigen waren jedoch der Tempel und die Synagoge nicht geeignet. Deshalb begannen einzelne Gläubige ihre Häuser für intensive Gemeinschaftstreffen zu öffnen. Hier war der richtige Ort für die gemeinsamen Mahlzeiten, für das Brechen des Brotes, für das Gebet und für die Lehre der Apostel (Apg.2,42.46). Der Hunger unter den Christen war so stark, dass sie sich jeden Tag trafen. Nur in den kleinen Hausgruppen konnte das beständig ausgelebt werden und sicherte das geistliche Wachstum der Gläubigen. Die eigene Familie, die Verwandten und die Nachbarschaft waren der Einzugsbereich dieser kleinen Hausversammlungen. Nach jüdischer Tradition war der Familienvater des Hauses auch der Leiter der Versammlung. Vor dem gemeinsamen Essen brach er das Brot, wie es in der jüdischen Familie Sitte war, und sprach den Segen. Verbunden mit der Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, hatte diese Gewohnheit jetzt eine neue geistliche Dimension erhalten. Mit dem Brotbrechen wurde das gemeinsame Essen eröffnet. Hier in diesem kleinen Kreis ließ sich das Mahl am besten feiern, es war wie damals, wenn Jesus mit seinem Jüngerkreis zusammen war, auch jetzt war er in ihrer Mitte zugegen. letzter Teil folgt

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Donnerstag, 6. Juli 2006
Gemeinde ohne Mauern

von Richard Schutty
Teil 4 Pfingsten - Geburtsstunde der Gemeinde - das Bundesvolk Gottes im Neuen Testament

Die Gemeinde im Alten Testament, bzw. das alttestamentliche Bundesvolk Gottes ist uns als ein Beispiel und als ein Vorläufer für die Gemeinde des Neuen Bundes gegeben. Sie wurde aber nicht als ungültig erklärt, sondern gehört als vollwertig zum ersten Teil des Planes Gottes mit den Menschen. Schließlich wird das Bundesvolk im Neuen Testament am Ende den Vollkommenheitszustand erreichen, den Gott von ihr erwartet. Sie ist dann die Braut Jesu, die ohne Flecken und Runzeln dem Bräutigam entgegengehen wird, um mit ihm die Hochzeit des Lammes zu feiern.
Mit dem Beginn der Gemeinde des neuen Bundes erreicht das Volk Gottes zum ersten Mal die Anfangshase der Erfüllung der Verheißung, die Gott schon Abraham gegeben hatte: „In dir sollen gesegnet werden alle Völker der Erde“. Wie im Teil 3 bereits erwähnt erinnert sich Jakobus nach Pfingsten an diese Verheißung und sieht deren Erfüllung jetzt kommen. Schon einige Jahre vorher sprach Petrus darüber in seiner Pfingstpredigt: „Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele der Herr unser Gott hinzurufen wird.“ Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes auf alles Fleisch fing Gott an seine neue Bundesgemeinde zu bilden.

Jeder, der sich aus dem Volk Israel und aus den Nationen der Welt hinzurufen ließ und immer noch hinzurufen lässt, gehört nun zu dieser Gemeinde des Neuen Bundes. Durch Gottes Sohn, dem Erlöser Jesus Christus, dem zweiten Adam, schafft Gott sich ein neues Geschlecht, ein geistliches Volk. Jetzt ist es nicht mehr die fleischliche Abstammung einer natürlichen Blutslinie, wie bei Mose, sondern die geistliche Abstammung einer übernatürlichen Blutslinie, die alle erleben werden, die das Blut des Neuen Bundes, das Blut Jesu "in ihren Adern haben". Das geschieht nicht mehr aus den Werken des Gesetzes, sondern allein aus Glauben, wie es bereits Abraham als alttestamentlicher Vorläufer angedeutet hatte. Jetzt aber hat sich auch diese Verheißung erfüllt, dass Gott ihnen „das Gesetz in ihre Herzen schreiben wird“. Durch den stellvertretenden Tod Jesu können sie ihre alte Natur ablegen. Deshalb ist die Gemeinde des Neuen Bundes zum ersten Mal in der Lage, sich wirklich an Gottes Verpflichtungen innerhalb des Bündnisses zu halten. Jesus in uns ist die Erfüllung des Gesetzes. Wenn wir in Ihm bleiben und Er in uns, dann werden wir das Gesetz erfüllen. Paulus weist deshalb auf den Unterschied dieser beiden Bündnisse hin, in dem er sie mit den beiden Söhnen Abrahams vergleicht. In Gal.4,24 spricht er von zwei Bundesschlüssen, von dem mit Hagar und von dem mit Sarah. Während der eine Bund in die Knechtschaft gebiert und das irdische Jerusalem symbolisiert, bringt der neue Bund die Freiheit, die das himmlilsche Jerusalem symbolisiert. Pfingsten war die Geburtsstunde des neun Bundesvolkes. Hervorgebracht aus dem allmächtigen Geist Gottes, ohne irdisches Hinzutun, sowie Jesus selbst durch den Heiligen Geist gezeugt wurde. Synonym dazu ist die Gemeinde auch der Leib Jesu, bestehend aus lebendigen Gliedern, ein geistliches Haus, bestehend aus lebendigen Steinen. Im Griechischen gibt es ein Wort, das im Neuen Testament mehrmals für den menschlichen Leib gebraucht wird, aber gleichzeitig auch Haus, oder Zelt bedeutet: „skenoma“ - zusammengesetzt aus „skene“ = Zelt, Haus und „soma“ = Leib. Der Leib Jesu ist die Gemeinde des Neuen Bundes, ein Haus bestehend aus erlösten Menschen. In Offenbarung 21,3 lesen wir folgendes: „Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein.“ Das erinnert an die Prophetie in Sacharja 2, 9, die wir bereits gelesen haben, wo es heißt: „Eine offene Stadt soll Jerusalem bleiben, wegen der Menge an Menschen und Vieh in ihrer Mitte. Und ich selbst werde ihm ringsherum eine feurige Mauer sein, spricht der Herr, und ich werde zur Herrlichkeit in ihrer Mitte sein.“ (Sach.2,8-9) Teil 5 folgt

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Donnerstag, 22. Juni 2006
Gemeinde ohne Mauern

Teil 3 Die Gemeinde, das Bundesvolk Gottes


Gott hat mit seiner Gemeinde immer wieder einen Bund geschlossen um sie zusammenzuhalten und ihr eine Garantie für seine Treue zu geben. Ohne das Bündnis gibt es keine göttliche Gemeinde. Wie im Alten Testament (Bund), so gilt auch im Neuen Testament (Bund) die Gemeinde als das Bundesvolk Gottes. Leider ist in unserem christlichen Verständnis der Bündnisgedanke weitgehend verloren gegangen. Was übrig geblieben ist, begegnet uns nicht mehr als ein Bund im eigentlichen Sinne, sondern mehr als eine weltliche Form von Mitgliedschaft oder Vereinszugehörigkeit. Fast jede Kirche, Gemeinde, Konfession bildet ihre Gemeinschaft in der Form dieser Mitgliedschaften. Dadurch wird eine weltliche Form von Gemeinde gebildet – mehr ein Verein, als eine geistliche Einheit. Die wahren Glieder der Gemeinde sind jedoch Bündnispartner und nicht Vereinsmitglieder.

Die Bedeutung des Bundes
Bund kommt aus dem mittelhochdeutschen Wortstamm „binden, zusammenbinden“. Daraus entwickelte sich das Wort „Gebundenes, Bindendes“ und wurde als das „Gebundene“ in Bezug auf Stroh oder Reisig gebraucht.

Im Mittelalter entstand daraus der Bund, auch als Bezeichnung für einen menschlichen Zusammenschluss. Interessenvereinigungen mit starker innerer Bindung wurden als Bund bezeichnet. Ein solcher Bund geschah unter einem Eid und war somit bindend und verpflichtend. Was ist ein Bund im biblischen Sinn? Im Alten Testament finden wir das Wort „berit“, es bedeutet Verpflichtung, Bindung, Bund, Vereinbarung, Vertrag.
1) Zwischen Gott und Menschen – er wird nicht ausgehandelt sondern verordnet. Zur Bekräftigung ist ein Eid, oder ein Versprechen notwendig, an die bestimmte Verpflichtungen und Folgen geknüpft sind. 2) Unter Menschen – gegenseitige Verpflichtung mit gleichen Rechten und Pflichten Im Neuen Testament steht für Bund das griechische Wort „diatheke“ das heißt Verfügung, Testament, Bund, oder der Erlass einer Verfügung. Hier ohne das Hinzutun des Menschen – Gott leistete einen Eid in Christus. Er gab damit eine ewige Garantie für alle, die das Opfer Christi annehmen würden, sie zu retten.

Wenn wir uns die Frage stellen, was das Kernstück von Gemeinde ist , dann ist es der Bund oder der Bündnisgedanke, der sich durch die ganze Bibel zieht und seinen Höhepunkt im Neuen Testament mit dem Blutsbund in Jesus Christus erreicht. Wir verfolgen das Handeln Gottes mit seinem Volk als sein aktives Gestalten eines Bundesvolkes durch die Geschichte bis heute:

1. A d a m und E v a, die ersten Vorläufer eines „Bundesvolkes“, die erste Schicksalsgemeinschaft und Gemeinde.
Der erste Lebensabschnitt dieser ersten Menschen fällt in den Sabbat Gottes hinein, d.h. in die Ruhe Gottes. Am sechsten Tag schuf Gott den Menschen und am siebten Tag ruhte er von seinen Werken. Das zeigt auf, welcher Art dieser erste Bund Gottes mit den Menschen ist. Nicht aus eigener Kraft heraus, sondern aus Gottes Urgewalt und Stärke heraus und ohne Verdienst beginnt ihr Start in die von Gott geschaffene Welt. Er hatte für sie ein Paradies bereitet und verpflichtete sich es zu erhalten.
Er legte dem Mensch nur die eine Verpflichtung auf, nicht von dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen. Alles Schreckliche und Sterbliche was nach dem Sündenfall kam, waren die Folgen des Bundesbruches. Der Mensch wählte den Ausstieg aus dem Bündnis da er sich nicht an seine Verpflichtung hielt.
2. N o a h und seine Familie, Jahrhunderte später, waren das zweite Bundesvolk Gottes in der Geschichte. Gleich Zwei mal wurde der Bundesschluss bekräftigt. In 1.Mose 6,13-18 und in 1.Mose 6,18 („Aber mit dir will ich einen Bund aufrichten“). Gott hatte sich 8 Menschen für sein neues Bundesvolk erwählt, gerufen und erhalten. In der Arche erhielt dieses Volk einen ersten strukturellen Rahmen. Und mit einem Zeichen am Himmel, dem Regenbogen, bestätigte Gott nach der Sintflut diesen Bund.
3. A b r a h a m und S a r a h waren die Stammeltern eines weiteren Bundesschlusses, den Gott mit einem Menschen einging, um seinen Plan zu verwirklichen, sich ein Volk zuzubereiten. Keiner der vorhergehenden Schritte war überflüssig, sondern gehörte mit zum Plan Gottes, der sich schrittweise entfaltete. Jetzt war der wahre Vater des Glaubens da, aus dessen Lenden sich das kommende Bundesvolk entwickeln konnte. Mehrmals bekräftigte Gott seinen Bund mit Abraham und bestätigte ihn mit den Worten: „... so zahlreich wird deine Nachkommenschaft sein...“. Gottes Bedingung an Abraham war, dass er glauben sollte. Und Gott prüfte seinen Glauben über zwanzig Jahre hinweg. Und als er den Sohn der Verheißung opfern sollte, wollte Gott noch einmal sicher gehen, dass Abraham zu seiner Glaubenszusage stehen würde und sein Vertrauen und seine Liebe zu Gott unter Beweis stellt. Weil er dann seine Verpflichtung einhielt, konnte Gott ihn zum Stammvater des kommenden Gottessvolkes machen. Alles braucht eben seine Zeit, auch die Entwicklung eines Bundesvolkes als einer Gemeinde nach Gottes Plan.
4. In M o s e und dem V o l k I s r a e l , erreichte die Auswahl Gottes dann einen Höhepunkt in der Entstehung des alttestamentlichen Bundesvolkes, wie wir es aus der Bibel kennen.
Im Bundesschluss am Sinai, wo Gott dem Volk die 10 Gebote gab, versiegelte er diesen Bundesschluss. Jetzt war das Volk Gottes auf eine stattliche Anzahl von Israeliten herangewachsen und bereit für die Einführung eines Gottesdienstes mit verschiedenen Opfern und der Anbetung in der Stiftshütte. Obwohl Gott wusste, dass dieses Bundesvolk, diese Gemeinde noch nicht die endgültige und vollkommene Gestalt erreichen würde, nahm er es als Vorbild für die Wiederherstellung seiner Beziehung zu allen Menschen, was er bereits bei Abraham mit den Worten „In dir werden gesegnet werden alle Nationen der Erde“, angedeutet hatte. Der alttestamentliche Prototyp der Gemeinde war trotzdem nur ein Schattenbild von dem was das Bundesvolk im Neuen Testament sein würde. Und doch gab Gott es uns als ein natürliches Beispiel, um uns zu lehren und vorzubereiten für die Gemeinde des Neuen Testaments, den Leib Jesu. Mit seiner Verheißung „Ich werde mein Gesetz in ihr Herz schreiben“, deutete Gott mehrmals auf diese neue kommende Gemeinde hin.
5. Wieder einige Jahrhunderte später war es D a v i d und sein Volk, bei dem der Gedanke des Bundesvolkes neu erwachte. David, der die verloren gegangene Bundeslade mit den Gesetzestafeln und den anderen Bundeszeichen zurückholte, stellte sie wieder unter ein Zelt, in die Mitte seines Reiches. Der Tabernakel, oder die Hütte Davids, war das Symbol, dass sie das auserwählte Volk Gottes seien, das sich um die Gegenwart Gottes versammelte und die Gemeinde des lebendigen Gottes darstellte.

In der Apostelgeschichte nimmt Jakobus auf dieses Ereignis Bezug und vergleicht es mit der Entstehung der neutestamentlichen Gemeinde. Dort heißt es: „Nach diesem will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die verfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, damit die übrigen Menschen den Herrn suchen und alle Nationen, über die mein Name ausgerufen ist, spricht der Herr, der dieses tut“ (Apg.15,16-17).

Teil 4 folgt

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Donnerstag, 1. Juni 2006
Gemeinde ohne Mauern

von Richard Schutty

Teil 2 Wenn Gott seine Gemeinde baut

Der Text aus Sach.1,16 kann zu dem was vorher gesagt wurde wie ein Widerspruch klingen: „Jerusalem soll gemessen werden“. Also doch, aber von wem? Von Gott selbst natürlich. Er hat den richtigen Meßstab. Er hat den vollkommenen Plan.
Durch die ganze Bibel sehen wir Gottes Plan mit seinem Volk. Sein Volk ist seine Gemeinde und seine Gemeinde sollte ein Abbild seiner Gemeinschaft sein, die er mit dem Sohn und mit dem Geist selbst hat. Diese Gemeinschaft folgt einem grundlegenden Plan, dessen Urheber Gott selbst ist.

Die vollkommene Gemeinschaft.
Schon in der Schöpfungsgeschichte sehen wir die vollkommene Gemeinschaft unter dem dreieinigen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
In 1.Mose heißt es: „Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach es werde Licht! Und es wurde Licht.“ In Johannes 1,1.3 lesen wir: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.... In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ Hier ist natürlich von Jesus die Rede. Die Erschaffung der Welt geschah in der vollkommenen Einheit von Gott, mit dem Geist und durch das Wort, welches Jesus selbst ist. Und dieses Wort wurde das Licht der Menschen. Aus dieser Einheit und vollkommenen Gemeinschaft wurde unsere Erde und die Menschen erschaffen. Diese Einheit der Drei war so volkommen, dass Jesus sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater...der Vater und ich sind Eins.“ (Joh.10,30) Und: „Er (der Geist) wird mich verhrrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat ist mein.“(Joh.16,14.15)

Die Familie Gottes.
Weiter heißt es, dass Gott den Menschen nach seinem Bilde schuf, als Mann und Frau. (1.Mose 1,28). Und er gab ihnen den Auftrag, sich zu vermehren. Wieder sind es zwei, dann drei, die als Dreier- Gemeinschaft in Erscheinung treten. Wir sehen hier das Urbild der Gemeinschaft, eine Familie. Gottes Wesen kommt in der Familien- Gemeinschaft zum Ausdruck. Mit Adam und Eva erschuf Gott sich eine Familie, seinem Bild ähnlich. In der Famile ist alles verborgen, was die Fülle Gottes zum Ausdruck bringt. Und die Familie bildet den Grundstock für ein ganzes Volk. Sie ist der kleinste Baustein, aus dem sich eine Gesellschaft zusammensetzt. Ihre Funktion, ihr Sein ist die Basis für die weitere Entwicklung menschlicher Kultur. Wenn diese erste Einheit intakt ist, dann ist auch das Volk gesund.

Die Familie Gottes und die Gemeinde
Gottes Heilsplan ist der Plan mit seinem Volk, mit seiner Gemeinde. Sein Plan war es und ist es, sich ein Volk zuzubereiten, das wissen wir aus der Bibel. Immer wieder wird es darin sichtbar.
Im Alten Testament wird insgesamt 202 mal von der Gemeinde gesprochen.
qahal = Versammlung, Zusammenkunft, Schar, Schicksals/ Kampfgemeinschaft, Rechtsgemeinschaft, Einheit des Bundesvolkes, Gottesdienstliche Versammlung
edah = Versammlung, Rotte, Schwarm (neg), Rechtsgemeinschaft, Gemeinschaft in Verantwortung vor Gott
Im Neuen Testament: 110 x Gemeinde
– ekklesia = Versammlung, Herausgerufene (V./G.)
- synagoge(1x)= Versammlung, Treffen, Zusammenkunft (zum Gottesdienst)

Immer war es Gottes Anliegen, sich ein Volk zuzubereiten, mit dem er in Frieden und Gemeinschaft leben könne. Dazu hatte er bestimmte Menschen herausgerufen und sie um sich versammelt, um mit ihnen seine Gemeinde zu gestalten. Gott ist Ein Gott der Gemeinschaft, er lebt vollkommene Einheit in der Gemeinschaft und er liebt es, wenn wir Gemeinschaft haben. Und er möchte dass wir Gemeinschaft mit ihm haben.
Jesus greift die Einheit in der Gemeinschaft in Joh. 16/17 auf, er sagt: „Ich und der Vater sind eins ... ich tue nichts, was ich nicht den Vater tun sehe.“ Und an anderer Stelle, wo es um die Wirksamkeit des Heiligen Geistes geht: „Er wird von dem meinen nehmen ... er wird meine Worte in euch geben ... Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen ... damit sie alle eins sein, wie du Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie eins seien ...“
Diese Einheit gibt Gott seiner Gemeinde im Alten Testament, indem er sie unter einer gemeinsamen Gesetzgebung vereint, dem Alten Bund. In der Gemeinde des Neuen Testament wird diese Einheit in der Gemeinschaft durch den Neuen Bund in Jesus Christus hergestellt. Alles, was der wahren Gemeinschaft und Einheit zwischen Gott und den Menschen im Wege stand, nahm er durch den Opfertod Jesu hinweg. Und auch alles, was zwischen den einzelnen Menschen an Blockade aufgerichtet war und die Gemeinschaft verhinderte, trug er durch seinen Kreuzestod hinweg. (Eph.2,14-17) Diese Einheit erzeugte eine starke Identität – das Volk Gottes zu sein, vereint durch Christus, der aus Beiden eins gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung weggenommen hat.


Nach Pfingsten gewinnt diese Einheit in der Gemeinschaft Realität und mündet in die Entstehung der Gemeinde. Sie kamen zusammen und waren „ein Herz und eine Seele“ ... sie waren „wie ein Mann“. Die Einheit war das Kennzeichen, an dem sie nach Außen erkannt werden sollten. Eine Einheit, die nur Gott wirken konnte.
Gott selbst sollte der Schutz sein und Seine Herrlichkeit in ihrer Mitte, wie es auch beim Volk in der Wüste war und wie es Sacharja in seinem Traum von dem Engel hörte: „Eine offene Stadt soll Jerusalem bleiben, wegen der Menge an Menschen und Vieh in ihrer Mitte. Und ich selbst werde ihm ringsherum eine feurige Mauer sein, spricht der Herr, und ich werde zur Herrlichkeit in ihrer Mitte sein.“ (Sach.2,8-9)

Jerusalem ist die Gemeinde, das Volk Gottes durch die Zeiten. Die Stadt, das Land Gottes, das Volk Gottes, die Gemeinde. Es ist das herausgerufene Volk Gottes. Die Gemeinde des lebendigen Gottes, die Herrlichkeit Gottes in ihrer Mitte und keine Mauer außen herum. Es ist keine Gebäude, wo sich die Gemeinde trifft, weil das Gebäude wieder die Begrenzung und die Mauer ist. Sie grenzt Menschen aus. Die einen gehören dazu, die anderen nicht. Das Volk Gottes ist anders organisiert. Es ist von Gott organisiert. Es ist von Gott herausgerufen und zusammengeführt und es wächst organisch. Die Gemeinde ist die Gesamtheit des Volkes Gottes.

Teil 3 folgt

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