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Freitag, 14. September 2007
Gemeinsam leben - der Glaube lebt in der Gemeinschaft

von Edeldgard Pätzold
Wir wollen hier der Frage nachgehen, wie wir als Christen in Hausgemeinden gemeinsam Glauben im Alltag leben können. Wir gehören ja zu Gottes Familie und wollen deshalb unser Leben miteinander teilen!
Die erste Gemeinschaft seit der Schöpfung bestand zwischen Gott, Adam und Eva. Seitdem kennen wir viele verschiedene Gemeinschaftsformen: Ehe, Familie, Dorfgemeinschaft, Interessengemeinschaft usw., und es gibt keinen von uns, der seinen Lebensweg alleine geht. Jeder Mensch braucht andere Menschen, die ihn ermutigen und unterstützen, die ihm etwas beibringen und Rat geben können, oder die einfach nur da sind!
Wenn wir unseren persönlichen Lebensweg betrachten, können erkennen: Unser Leben beginnt bei unseren Eltern, durch die uns das Leben geschenkt wurde. Kein kleines Kind kann ohne Fürsorge wachsen und seinen Lebensweg beginnen. Auch wenn es in jeder Familie Spannungen gibt, wenn manche ihre Eltern durch unglückliche Umstände verlieren oder von ihnen getrennt werden, am Anfang steht die Begleitung der Eltern oder entsprechender Ersatzpersonen. Elternschaft ist ein Grundmuster des Lebens.
Auch im geistlichen Leben machen wir ähnliche Beobachtungen. Auch hier hat jeder Christ seine persönlichen geistlichen Eltern, und zwar Christen, durch die er gläubig geworden ist. Viele Christen sind stark durch die Christen geprägt, durch die sie zum lebendigen Glauben kamen.
So können wir unseren Glauben auch nicht alleine leben, er lebt in der Gemeinschaft. Das haben auch schon die ersten Christen erfahren!
Apg.2,42, 44 ff: Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

In der lebendigen Gemeinde ist Christus selber gegenwärtig! Da geht es nicht um trockenes Wissen, um das, was richtig ist, sondern um geteiltes, lebendiges Leben, da geht es darum, dass wir unserem Glauben Taten der Liebe folgen lassen!
Die Bibel redet von den Christen immer wieder in dem starken Bild vom „Leib Christi“ und möchte damit die Beziehung eines Christen zu Jesus Christus, zu anderen Christen und zu Nichtchristen verdeutlichen:
Ein Christ ist jemand, der zum Vertrauen auf Jesus Christus gefunden hat und damit zu einem Teil des Körpers oder Leibes Jesu Christi geworden ist. Das Vertrauen zu Jesus als dem Haupt verändert also unser ganzes Dasein. Es verbindet uns mit Jesus Christus persönlich, so dass wir wie ein Teil seines Leibes sind. Es ist eine enge und intime Verbindung.
"Ihr aber seid alle Brüder" sagt Jesus einmal und setzt damit klare Maßstäbe für die Beziehungen zwischen Christen untereinander! Paulus kommt immer wieder auf das Bild von den Gliedmaßen des Leibes Jesu Christi zurück. Als Christen gehören wir zusammen wie unsere Arme und Beine, wie unsere Schulter und unsere inneren Organe. Paulus spricht auch oft von unterschiedlichen Gaben, besonders wenn es um das Zusammenleben in der Gemeinde vor Ort geht. Das Bild vom Leib soll uns verdeutlichen, dass unsere Unterschiedlichkeiten zu uns gehören, dass sie sich ergänzen sollen, dass keiner von uns mehr Wert hat als der andere, nur weil Gott ihm andere Fähigkeiten gegeben hat. Sondern wir sind alle Brüder und Schwestern,
die auf eine Gemeinschaft miteinander und auf die Gemeinschaft mit Gott hin angelegt sind.
Das Bild vom Leib Christi bezieht sich auch auf die Beziehung zwischen Christen und Nichtchristen. Als Teil des Christusleibes sind wir auch Teil der Beziehung zwischen Jesus Christus und denjenigen, die nicht oder noch nicht zum Glauben an ihn gefunden haben. All diesen Menschen begegnet Jesus mit Liebe, mit Verständnis und Zuwendung: "Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Sein ganzes Leben hat Er denen gegeben, die noch nichts von ihm wissen wollten, um sie so am Ende für Gott und seine Liebe zu gewinnen.
Die ersten Christen haben die Zusammengehörigkeit aller Christen sehr deutlich gespürt und gelebt. Diese Zusammengehörigkeit war weltumspannend, sie kannte keine Grenzen von Rasse, Kultur oder Sprache, Alter oder Bildung.
Doch die Gemeinschaft von Christen untereinander muss sich ganz konkret in den (Haus-)Gemeinden zeigen. Christen versammeln sich zum Gottesdienst, um gemeinsam vor Gott zu treten. Sie treffen sich, um gemeinsam zu beten, mit Loben und Fürbitten und Gesang, auch um das Abendmahl einzunehmen, ein besonderer Anlass zur Freude, indem sie im Herzen versöhnt mit Gott und den Geschwistern Brot und Wein als Fleisch und Blut Jesu Christi miteinander teilen und zu sich nehmen und darin seine Gegenwart, Vergebung und neues Leben erfahren. Oft geschieht das bei gemeinsamen Mahlzeiten. Gemeinschaft zeigt sich auch bei Austausch und Hilfe im Alltag, bei gemeinsamen Unternehmungen, beim Feste feiern und vielem mehr! Da Gott uns durch seinen Geist und sein Wort leitet, ist es auch wichtig, in der Gemeinschaft zu lernen, selbstständig mit der Bibel, der Schrift, umzugehen, sie zu lesen und zu studieren, denn wie sonst sollten wir uns in Not und Anfechtung helfen, wenn nicht anhand des Wortes Gottes, seines Liebesbriefes an uns? Auch jede Prophetie muss anhand des Wortes Gottes geprüft werden, so wie jede Predigt mit den Aussagen der Schrift übereinstimmen muss!
Schon früh in der Geschichte der Christenheit gab es viele Diskussionen, wie sich das Leben in der Gemeinde abspielen soll. Viele Briefe des neuen Testaments beschäftigen sich damit. Die Apostel damals haben klare Anweisungen dazu gegeben, nachzulesen z.B. in den Paulusbriefen.
Wir alle müssen immer wieder neu lernen, in die christliche Gemeinschaft und somit in die Gemeinde hinein zu wachsen. Es kostet uns, wenn nicht unser Leben, so doch mindestens Zeit, Kraft und Geld, das Leben miteinander zu teilen! Aber es bringt uns selber auch viel: die Freude wird vermehrt, Sorgen und Trauer werden miteinander geteilt und daher leichter für uns!
Gelebter Glaube zeigt sich in den kleinsten Alltäglichkeiten! Dazu gehört, dass wir in Liebe miteinander umgehen, hilfsbereit sind, uns gegenseitig vergeben, achten, uns ermutigen, korrigieren und die Bereitschaft haben, selber korrigiert zu werden. Auch Dinge gemeinsam tun wirkt fördernd auf die Gemeinschaft, ebenso Anteil am Ergehen der anderen zu nehmen. Das allerdings ist nur durch vertrauensvolle Kommunikation untereinander möglich, bedingt durch Offenheit und die Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen, sich ohne Masken und in Wahrheit zu begegnen, was natürlich immer auch das Risiko birgt, verletzt zu werden. Aber da setzt wieder die Vergebung an!
Liebevolle Gemeinschaft kennt aber auch Grenzen! Wir müssen uns damit abfinden, dass andere nicht in der Lage sind, das für uns zu tun, was wir von ihnen erwarten, wie z. B. bedingungslose Liebe, uneingeschränkte Sorge, uneingeschränktes Geben! Wenn Menschen uns ihre Grenzen zeigen, dürfen wir uns nicht zurückgesetzt fühlen. Wenn wir der Liebe im Sinne der Hingabe an andere keine Grenzen setzen können, besteht die Gefahr der Überforderung, auch durch Ausnutzung und Manipulation, was manche gesundheitlichen Konsequenzen nach sich ziehen würde. Von daher ist es wichtig, unserer eigenen Liebe Grenzen zu setzen und mit unseren Kräften zu haushalten. Und nur, wenn wir fähig sind, uns selbst Grenzen zu setzen, werden wir auch imstande sein, die Grenzen des anderen zu respektieren.
Bonhoeffer sagte einmal: „Wer seinen Traum von einer christlichen Gemeinschaft mehr liebt als die christliche Gemeinschaft selbst, der wird zum Zerstörer jeder christlichen Gemeinschaft, und ob er es persönlich noch so ehrlich, noch so ernsthaft und hingebend meinte.“
Ja, es gibt keine ideale Gemeinschaft, und wenn wir uns noch so bemühen, wir alle machen immer wieder Fehler! Und uns allen mangelt es immer wieder an der Liebe! Aber letztendlich wissen und erleben wir, es ist nicht unsere menschliche Liebe, mit der wir dem anderen unsere Treue halten, ihm helfen und dienen können, sondern es ist Gottes große Liebe!
Das große Paradox dieser Liebe liegt darin, wenn wir anfangen, uns als Gottes geliebte Kinder zu sehen (was wir auch sind!). Dann schrauben wir automatisch unsere Ansprüche herunter und beginnen, in aller Freiheit „gratis und umsonst zu geben“. Das ist das Ziel der Liebe Gottes und wird zu unserer eigenen Erfahrung: Wir werden die Freiheit besitzen, Liebe bedingungslos zu geben, eine Liebe, die nicht danach fragt, ob sie irgendetwas zurückerhält, weil diese Liebe eine Kraftquelle ist und eine Beständigkeit besitzt, die wir als Gottes Geschenk empfangen haben!
So ist Christliche Gemeinschaft in erster Linie eine Berufung durch Gott und kein menschliches Bemühen, und wenn wir uns dieser Berufung stellen und uns täglich seiner Liebe aussetzen, können Menschen, die mit uns leben und in unser Haus kommen, Jesus tiefer kennen- und lieben lernen!

Von Edelgard Pätzold, Freizeit des Hauskirchen- Netzwerkes Rhein-Ruhr,
im Haus Engelsburg, Essen am 31.08.-02.09.2007

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