Hausgemeinde - Hauskirche - Einfache Kirche - Einfache Gemeinde - Organische Gemeinde - Herzensgemeinschaft - Ecclesia Oikos
Freitag, 16. März 2007
Vorlauf statt Programm

von John White (DAWN North Amerika)

Vor einigen Jahren habe ich (John) eine Serie von Artikeln über das Konzept des „Vorlaufs“ geschrieben. Es ist so grundlegend, dass ich es in den nächsten Wochen noch mal bringen will.
Da immer mehr christliche Leiter die Hauskirche entdecken, wird die Versuchung immer größer, die übliche programmorientierte Methode einfach vom Kirchengebäude in das private Haus zu verlagern.
Was „tut“ eigentlich eine Hauskirche, wenn sie sich trifft? Einige haben die Frage so beantwortet, indem sie einfach zum Programm der traditionellen und institutionalisierten Kirche zurückgekehrt sind. Da gibt es einen bestimmten Gottesdienstablauf: Begrüßung, Anfang, Gebet, Zeit zum singen (Lobpreis), vielleicht einige persönliche Mitteilungen oder Bekanntmachungen, die Predigt, Schlussgebet oder Segen etc. Ist es nicht das, was man tun soll, wenn man eine Gemeinde hat? Woche für Woche immer das gleiche Programm?
Mit diesem Modell wird die Hausgemeinde zu einer Miniversion von dem, was jeden Sonntagmorgen überall im ganzen Land in unseren Kirchengebäuden geschieht.

Als Gegensatz zur „programmorientierten Gemeinde “ möchte ich die „vorlauforientierte Gemeinde“ vorschlagen. Das Wort „Vorlauf“ bezieht sich auf „das, was vorher geht oder geschieht“. Das Wort beschreibt einen wichtigen Aspekt des Charakter Gottes. Er ist vorlaufend. Das meint, dass er immer schon vorher an der Arbeit ist, bevor wir in Aktion treten. Er ist immer initiativ tätig, in unserem Leben und in unserer Gemeinde.
Vorlauf wird meist gemeinschaftlich in Bezug auf Gnade angewendet. „Als wir noch Sünder waren starb Jesus für uns“ (Römer 5,8). Noch bevor wir über Gott nachgedacht haben, und noch in Sünde verloren waren, ergriff Er schon die Initiative und gab sein Leben für uns. Bevor wir uns Gott zuwandten, war er uns schon zugewandt.

Was ist dabei unser Teil? Zu sehen, was er tut und darauf zu reagieren. Er ist der Agierende, wir sind die Reagierenden. Wie wir Gemeinde leben, muss immer auf der Grundlage dessen aufgebaut sein, wie Gott ist. Die Frage ist, was bedeutet das für unseren Dienst im Allgemeinen und besonders für unsere Hausgemeindetreffen?

Das “Vorlaufmodell” der Gemeinde wird schon im Alten Testament sichtbar.

Wann immer sich die Wolke über dem Zelt der Begegnung unter dem Volk Israel in der Wüste erhob, stand das ganze Volk auf und erhob sich, um weiterzuziehen; und wenn die Wolke sich niederließ, war es Zeit für die Israeliten, ihre Zelte wieder aufzubauen. Auf den Befehl des Herrn setzte das Volk sich in Bewegung und auf Seinen Befehl ließ es sich wieder nieder. Egal, ob die Wolke zwei Tage oder einen Monat über dem Zelt stehen blieb, sie mussten solange bleiben und durften sich nicht in Bewegung setzen. (2.Mos.9,17;18,22)
Die Wolke war die sichtbare Manifestation der Gegenwart Gottes (siehe Mt.17,5). Das Zelt ist das Zelt der Begegnung, der Platz, um den die Menschen versammelt waren, um Gott zu treffen. (Denken wir an 1.Kor.14,26: „Wenn ihr zusammenkommt…“ oder „wenn ihr euch versammelt…“) Gott, hier durch die Wolke repräsentiert, ist immer der, der sich zuerst in Bewegung setzt. Er ist immer der Initiator. Er ist immer vorher aktiv. Er ist immer „vorlaufend“. Und Gottes Kinder sollen immer die Reagierenden sein. Ihre Tätigkeitsbeschreibung ist einfach: „ACHTE AUF DIE WOLKE. Wenn sie sich bewegt, dann setze dich auch in Bewegung. Wenn sie sich nicht bewegt, dann bewege dich auch nicht. Egal, wie lange es dauert, zwei Tage, einen Monat oder ein Jahr.“ Für manche unter uns ist es schwerer zu lernen sich nicht zu bewegen, als zu lernen, wie man sich bewegt.
Das klingt sehr unamerikanisch, oder? Unsere Kultur sagt doch: „Sei vorher aktiv! Sitze nicht einfach herum, tu etwas! Mach schon!“ Und diese Kultur spiegelt sich in der Gemeinde wider. Die Werte der Bibel sind anders: „Achte auf die Wolke und tu, was sie tut.“ Gott ist eben Gott und nicht wir. Es ist Seine Gemeinde, nicht unsere (Mt.16,18). Er baut sie, nicht wir (obwohl er uns manchmal helfen lässt).
Die Kirche, die Gott wiederherstellt ist mehr als die Kirche, die sich zu Hause trifft. Es ist eine Kirche, die aus Menschen besteht, die gelernt haben „DIE WOLKE ZU BEOBACHTEN“ und wissen, wie man richtig darauf reagiert. Denke über die Wolke nach.

Das „Vorlaufkonzept“ war die Grundlage des Dienstes Jesu.

Jesus sagte:
“ Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was irgend er tut, das tut auch der Sohn gleicherweise.“. (Joh.5,19)
„…und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich.“ (Joh.8,28)
„Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll“ (Joh.12,49).
Jesus, Der Sohn Gottes tat und sprach nichts, rein gar nichts aus seiner eigenen Initiative. Sein Vater war initiativ und Jesus reagierte. Jesus glaubte, dass sein Vater vorlaufend war. Jede Heilung, jedes Wunder, jede Lehre wurde durch seinen Vater initiiert und von Jesus ausgeführt.
Sein ganzer Plan bestand aus Folgendem:
1. Sehen was der Vater tut und das tun.
2. Hören, was der Vater sagt und sagen, was er sagt.
Nicht mehr und nicht weniger.

Das „Programmmodell“ geht davon aus, dass der vorlaufende Schöpfer (der niemals nur eine Schneeflocke wie die andere gemacht hat) immer auf die gleiche Art vorgeht, wenn seine Kinder sich versammeln. Solch ein Modell erfordert unsere Planung. Wir entwickeln den Zeit- und Ablaufplan. Dann bitten wir Gott es zu segnen. Dieses Modell führt dazu, dass es gewöhnlich in unserer Gemeinde ordentlich zugeht, aber deswegen auch oft steril ist.
Das „Vorlaufmodell“ geht davon aus, dass der vorlaufende Schöpfer bereits am Werk ist, bevor sich seine Kinder in der Gemeinde versammeln. Dieses Modell setzt voraus, dass wir sehen/ hören, was der Vater tut/ sagt und dass wir dann fragen, wie wir darauf reagieren sollen. Wir liefern unsere Agenda an Gott aus und richten uns nach seiner Agenda. Das führt in Gemeinden manchmal dazu, dass es wie ein Durcheinander aussieht (entsprechend unserer Definition), aber eben deshalb ist es oft außerordentlich lebendig und fruchtbar.
Wenn wir zum neutestamentlichen Modell von Gemeinde zurückkehren, dann bedeutet das nicht, dass wir einfach Gemeinde in einem Privathaus leben. Es meint vielmehr, dass wir zur Realität Jesu zurückkehren, der beides ist, anwesend und vorlaufend. Er ist dann nicht länger der passive „Ehrengast“, für den wir uns anstrengen.
Nein, er ist der eigentliche „Zeremonienmeister“.
Es ist seine Show. Er macht den Zeitplan und bestimmt den Ablauf.
Und, das verändert alles.

übersetzt von Richard Schutty

... comment


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.